Kontostand 01.03.2022
Anfang März, Zeit für einen Kassensturz. Der aufgenommene Kredit von 61.500€ ist voll investiert. Auf den Kontoauszügen finden sich folgende Zahlen:
Wertpapierdepot: 74.234 €
Einnahmen aus Dividenden: 454 € (brutto)
Estateguru: 273 €
Einnahmen aus Zinsen: 0 € (brutto)
In Summe ergeben sich folgende Werte:
Depot: 74.234 €
zu versteuernde Einnahmen: 454 €
Für den Ratenkredit wurden 648 € (376 € aus Kredit 1 plus 272 € aus Kredit 2) abgebucht, darin sind 90 € Kreditzinsen enthalten, der Rest ist Tilgung.
Da ich die Tilgung als Sparrate für mein Prepaid-Depot betrachte, stehen auf der Ausgabenseite nur die Kreditzinsen. Bei 25% Kapitalertragssteuer zuzüglich Soli ergibt sich nach Steuer folgende Situation (gerundet):
Ausgaben: 90 €
Einnahmen: 335 € (nach Steuer)
Ausgaben: 90 €
Einnahmen: 335 € (nach Steuer)
Gewinn: 244 € (nach Steuer)
Die Einnahmen entsprechen den Erwartungen.
Die Dividenden laufen stabil weiter, das Nachzählen der Einnahmen bereitet affe70 diesmal allerdings keine Freude. Die Welt, wie wir sie gestern noch als selbstverständlich angenommen haben, ist uns abhanden gekommen, keine 3 Flugstunden entfernt toben Krieg, Tod und so ziemlich alle vorstellbaren und unverstellbaren Formen des menschlichen Leids.
Aber dies hier ist ein Finanzblog, sprechen wir also über die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf unsere Wirtschaft. Denn die werden gigantisch sein. Das fängt beim Euro an, der zunächst an Wert verlieren wird. In Europa tauchen neue Schulden auf, die Inflation wird allein durch die Energiekosten in neue Höhen getrieben und aus Rücksicht auf die Wirtschaft wird sich eine Zinserhöhung niemand vorzuschlagen wagen.
Was genau für Auswirkungen auf uns zukommen werden, das weiß natürlich niemand. Aber auch langfristig wird sich einiges ändern: unter unser aller Augen haben wir in den letzten Jahren Vieles aus der Hand gegeben: fossile Energien liefert hauptsächlich der Partner, der über Nacht zu persona non grata erklärt wurde. Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke wollten wir ja nicht mehr haben. Und jetzt stehen wir da.
Was genau für Auswirkungen auf uns zukommen werden, das weiß natürlich niemand. Das dieser Tage vielzitierte Ende der Globalisierung ist jedoch grober Unfug, denn eine Globalisierung hat es nie gegeben. Lediglich die Konsumgewohnheiten und die Gier der Reichen haben sich weltweit angeglichen (aber vielleicht war das ja immer mit Globalisierung gemeint und ich habe es falsch verstanden). Ich gehe davon aus, dass sich Warenströme langfristig ändern werden und alle Beteiligten (Staaten und Firmen) wieder mehr darauf achten werden, Abhängigkeiten zu vermeiden. Der Autohersteller, dessen Werk still steht weil ein Kabelbaum von einem ukrainischen Lieferanten fehlt, wird kurzfristig Ersatz finden, auch wenn das die Marge drückt. Staaten die Erdöl oder Erdgas aus Russland importieren, werden am Weltmarkt ebenfalls kurzfristig Ersatz finden, wenngleich zu horrenden Preisen (meine Definition für "horrende Preise" lautet entweder "viel Geld bezahlen" oder aber "mit Leuten reden müssen, mit denen man nicht reden möchte"). Staaten, die Getreide aus der Ukraine einführen, stehen jedoch vor einem weitaus größeren Problem. Es ist halt nicht alles in unbegrenzten Mengen auf diesem Planeten verfügbar.
Was genau für Auswirkungen auf uns zukommen weiß natürlich niemand (die Talkshows werden trotzdem voll sein). Aber mal ehrlich: um den Einfluss eines Parameters in einem komplizierten nichtlinearen System herauszufinden gibt es nur eine Möglichkeit: man guck, was passiert, wenn der Parameter herausgenommen wird. Und siehe da: die Ukraine hat offensichtlich noch etwas ganz anderes exportiert, was für unseren bequemen Lebensstil in Deutschland erforderlich ist: Lkw-Fahrer, die als Arbeitssklaven der Moderne wochenlang in ihrem Fahrerhaus leben und Produkte aus den Billiglohngebieten in die Wohlstandsgebiete fahren. Wie zum Beispiel den Kabelbaum aus der Ukraine an das Montage-Band nach Deutschland.
Was genau für Auswirkungen auf uns zukommen werden, das weiß natürlich niemand, aber ich gehe mal davon aus, dass es uns Geld und Wohlstand kosten wird. Die Kosten eines Krieges tragen selten die Menschen, die ihn begonnen haben. Meistens zahlen andere den Preis. Und angesichts des Leids nur drei Flugstunden von uns entfernt erscheint mir die Sorge vor einem kleinen bisschen Wohlstandsverlust unangemessen.
Das verlinkte Google Spreadsheet für Depot und Einnahmen ist aktualisiert.