Samstag, 2. Juli 2022

 

Kontostand 01.07.2022



Anfang Juni, Zeit für einen Kassensturz. Der aufgenommene Kredit von 61.500€ ist voll investiert. Auf den Kontoauszügen finden sich folgende Zahlen:

Wertpapierdepot:                    69.920 €
Einnahmen aus Dividenden:        475 €   (brutto)
Estateguru:                                     85 €
Einnahmen aus Zinsen:                   0 €   (brutto)

In Summe ergeben sich folgende Werte:
Depot:                                          70.005 €
zu versteuernde Einnahmen:            475 €

Für den Ratenkredit wurden 648 € (376 € aus Kredit 1 plus 272 € aus Kredit 2) abgebucht, darin sind 86 € Kreditzinsen enthalten, der Rest ist Tilgung.

Da ich die Tilgung als Sparrate für mein Prepaid-Depot betrachte, stehen auf der Ausgabenseite nur die Kreditzinsen. Bei 25% Kapitalertragssteuer zuzüglich Soli ergibt sich nach Steuer folgende Situation (gerundet):
Ausgaben:           86 €
Einnahmen:       350 €      (nach Steuer)
Gewinn:              264 €      (nach Steuer)
 
Die Einnahmen entsprechen den Erwartungen. Der Depotwert ist geschrumpft, was aber kein Grund zur Sorge ist.

Reden wir über Inflation und Zinsen. Klingt wie zwei Themen, ist aber ein.
Was Inflation ist, wird ja jetzt ständig in der Zeitung erklärt, weiß also jeder, der in der Disziplin "Lesen und Verstehen" halbwegs auf Ballhöhe ist. Die Inflation wird bezogen auf den gleich Monat im Vorjahr berechnet, daher gibt es keinen Grund, warum die Zahlen für den Monat Juli hätten deutlich geringer ausfallen sollen. Und nur so nebenbei: wenn die Inflation eines Tagen bei 1% liegen sollte, dann sind unsere Kosten unverändert - manchmal habe ich den Eindruck, Politiker glaube, dass die Preise bei geringerer Inflation wieder zurückgehen. Das wird nicht der Fall sein.
Aber zurück zum Zusammenspiel zwischen Zins und Inflation: Die Europäische Zentralbank ist die Hüterin des Leitzins, macht also das, was die Bundesbank gemacht hat, bevor wir das Thema aus der Hand gegeben haben: sie reguliert den Leitzins. Das ist recht einfach: wenn die Konjunktur leidet, dann verbilligt sie das Geld durch niedrige Zinssätze. Oder: wenn die ersten Anzeichen einer kommenden Inflation sichtbar werden, dann hebt sie den Leitzins rechtzeitig an, mach Geld teurer und wirkt der Inflation entgegen. Im Internet gibt es unzählige Diagramme die den Verlauf von Inflation und Leitzins über mehrere Jahrzehnte darstellen, kann man alles googeln.

Die Bundesbank hatte immer die Preisstabilität, also eine niedrige Inflation im Blick. Das war Deutschland damals halt wichtig. Jetzt aber hockt da die EZB und dreht an den Stellschrauben und hat gleich mal ein riesiges Problem: Staaten wie Deutschland schauen auf die Inflation und fordern einen Anstieg der Zinssätze, damit die Inflation zurückgeht. Staaten, die eher im Süden Europas liegen, haben da eine komplett andere Sichtweise, dort wird eine höhere Inflation als positiv angesehen. Mit jedem Prozent, das die Währung an Wert verliert, verlieren die Schulden von Gestern ihren Schrecken. Nach Kaufkraft muss man ja jedes Jahr weniger zurückzahlen. 
Die EZB wird es wohl kaum beiden Seiten recht machen können. Das durchschlagstärkste Argument haben jedoch die Südländer. Wenn die EZB das Problem löst, indem sie die Zinsen anhebt, dann können die Südstaaten sich erstmal keinen neuen Kredit mehr leisten und die ausstehenden Kredite nicht mehr zurückzahlen. Staatsbankrot oder Ausstieg aus dem Euro wären die einzigen Optionen. Aber ein Scheitern des Euros will weder die EZB (die wären dann ja ihren Job los) noch die Politik. Also macht die EZB weiter wie bisher: sie redet über Zinsanstiege, die dann nur zögerlich umgesetzt werden, oder sie kündigt heftige Zinsschritte an, in der Hoffnung, dass die Androhung alleine einen Effekt hat. Aber einen Anstieg von 0.25% mehrmals im Jahr wird die EZB wohl kaum durchhalten können. Wer sich die Rendite 10jähriger italiensicher Staatsanleihen anschaut, der stellt fest, dass diese im Sommer 2021 bei etwas unter 0.6% lag. Im März 2022 waren es schon etwa 2.0% und im Juni 2022 lag die Rendite kurzfristig bei über 4%. Heute sind es etwa 3.2%. Der Trend ist klar: sollten die Zinsen deutlich steigen, dann muss Italien einen noch deutlich höheren Zinssatz anbieten, damit die Anleihen überhaupt jemand kauft. Das wird teuer.

Interessant ist auch die Frage, wer diese Staatsanleihen eigentlich im Keller liegen hat. Das sind nicht selten Bankhäuser in ganz Europa. Die italienischen Staatsanleihen liegen z.B. häufig in den Kellern italienischer Banken. Und wenn die Zinsen steigen, dann sinkt der Buchwert der Anleihen. Unweigerlich. Gut vorstellbar, dass es in Europa eine Vielzahl von Bankhäusern gibt, die das in ihrer Bilanz nicht verkraften können.

Eine lang andauernde Phase steigender Zinsen kann in der EZB also niemand wirklich wollen. Die Folgen wären unschön. Eine konstant hohe Inflation will aber auch niemand. Jetzt meine Prognose: die EZB wurschtlet weiter vor sich hin, wird sich für halbherzige Zinsschritte entscheiden, die irgendwann stoppen. Den überschuldeten Staaten hilft man durch seltsame Hilfsmaßnahmen, mit denen man versucht, die Mechanismen der Märkte außer Kraft zu setzten. Immerhin, die nebulösen Formulierungen über derartige Hilfen haben die Rendite der italienischen Staatsanleihen ja schon mal am weiteren Anstieg gehindert. Aber auf Dauer bleibt es ein Gemurkse. 

Was ich sagen will: beruhigend zu wissen, dass affe70 das geliehene Geld in US-Dollar angelegt hat.


Das verlinkte Google Spreadsheet für Depot und Einnahmen ist aktualisiert