Donnerstag, 11. November 2021

 

Kontostand 01.11.2021



Anfang November, Zeit für einen Kassensturz. Der aufgenommene Kredit von 61.500€ ist voll investiert. Auf den Kontoauszügen finden sich folgende Zahlen:

Wertpapierdepot:                    74.464 €
Einnahmen aus Dividenden:        428 €   (brutto)
Estateguru:                                   409 €
Einnahmen aus Zinsen:                    1 €   (brutto)

In Summe ergeben sich folgende Werte:
Depot:                                          74.873 €
zu versteuernde Einnahmen:            430 €

Für den Ratenkredit wurden 648 € (376 € aus Kredit 1 plus 272 € aus Kredit 2) abgebucht, darin sind 94 € Kreditzinsen enthalten, der Rest ist Tilgung.

Da ich die Tilgung als Sparrate für mein Prepaid-Depot betrachte, stehen auf der Ausgabenseite nur die Kreditzinsen. Bei 25% Kapitalertragssteuer zuzüglich Soli ergibt sich nach Steuer folgende Situation (gerundet):
Ausgaben:           94 €
Einnahmen:       316 €      (nach Steuer)
Gewinn:              222 €      (nach Steuer)
 
 
Die kreditfinanzierte Cashflow-Maschine läuft weiter stabil. Zumindes fast. Die Preferred Shares von Farmland Partners wurden eingezogen und zurückbezahlt. Somit steht der Affe des Blogs wieder mal vor der Frage, in was das freigewordene Geld investiert werden soll. Schwer zu sagen, aber dank der vielen Hochdividendenwerte, die sich bereits im Depot befinden, liegt die Rendite etwas über dem ursprünglich angestrebten Zielwert. Das gibt Luft für ein konservatives Investment.

affe70 hat sich für Bunge entschieden. 
 
Bunge wurde 1859 von Johann Bunge Peter in Amsterdam gegründet, was schon mal den seltsamen Namen erklärt. Noch im selben Jahr wurde der Firmansitz von Amsterdam in den Niederlanden nach Antwerpen in Belgien verlegt, wir haben also gleich im ersten Jahr nach der Firmangründung einen Umzug des Untersehmens von einem Land in ein anderes. Diese Anpassungsfähigkeit an die Bewegungen des Marktes scheint dem Unternehmen schon damals in die DNA geschrieben worden zu sein, den es sollte bei weitem nicht der letzte Umzug des Firmensitzes sein. So wundert es nicht, dass der Laden heute aus steuerlichen Gründen seinen Sitz auf den Bermudainseln hat und mit 450 Niederlassungen in 32 Staaten global unterwegs ist. Die Firmenzentrale steht in St. Louis, Missouri.

Gegründet wurde Bunge als Handelsunternehmen für landwirtschaftliche Produkte - und das ist es eigentlich auch geblieben, wenngleich das Geschäft vielschichtigwer geworden ist. Am einfachsten lässt sich das Geschäft anhand von Ölsaaten wir Soja, Raps oder Sonnenblumen verstehen. Bunge kauft die geernteten Produkte von Farmern, schickt das Zeug durch eigene Pressen und verfeinert es in eigenen Raffinerien zu Pflanzenölen. Diese Pflanzenöle werden dann zu den Märktern transportiert, die diese Produkte nachfragen. Die Abnehmer reichen von der Nahrungsmittelindustrie (Öle, Magarine, etc) über die Tierfütterindustrie bis hin zum Hersteller von Biokraftstoffen. Die Abnehmer sind so weit über den Globus verteilt, dass der Begriff Weltmarkt selten so passend war. Und alles, was in der Logistikkette profitabel betrieben werden kann, wird von Bunge betrieben. 
Ähnlich sieht es bei Getreide aus: die drei weltweit bedeutensten Getreidesorten sind Weizen, Mais und Reis. Und wenn man sich Bevölkerungsentwicklung und Wohlstandsentwicklung der letzten Jahre anschaut, dann stellt man fest, dass es ein immer größeres Ungleichgewicht gibt zwischen dem Ort des Getreideanbaus und dem Ort des Getreideverzehrs. Diese Lücke füllt Bunge mit Kauf, Transport, Lagerung, Verarbeitung, Veredelung und Weiterverkauf von Getreide. 
Ob Weizen von der USA in die EU, Sojabohnen von Brasilien nach China oder Mais von Argentinien in den mittleren Osten unterwegs ist: die Chance ist groß, dass es sich um eine Geschäftstätigkeit der Firma Bunge handelt. 

Faszinierend ist die weltweite Präsenz der Firma: Von den 12 Millionen Tonnen Sonnenblumenöl, die jährlich weltweit produziert werden, kommt die Hälfte aus der Ukraine. Dort Ort hat Bunge eine der weltweit größten Pressanlange für Sonnenblumenöl mit einer Lagerkapazität von 37.000 Tonnen Sonnenblumenkernen und 12.000 Tonnen Sonnenblumenöl. Das sind gewaltige Mengen, ich zum Beispiel habe nie mehr als eine Tausenstel Tonne Sonnenblumenöl auf Lager - wenn überhaupt.
In Kanada hat Bunge 5 Crushing Plants für Raps stehen, die in der Lage sind, zusammengerechnet 7.000 Tonnen Raps wegschaffen. Am Tag. Oder: Der größte Exporteur von Shrimps (ich glaube, wir sagen dazu Garnelen) ist Ecuador, wer hätte das gedacht. Als Futtermittel für die Garnelen werden dort jährlich  57.900 Tonnen Sojamehl und 132.940 Tonnen Weizen benötigt, die aus der USA herangeschafft werden. Die Garnelen gehen zum Großteil nach China. Mit der Zucht von Garnelen habe ich mich vor einiger Zeit mal intensiver beschäftigt. Seit dem esse ich keine mehr, aber das ist ein anderes Thema.

Als Unterzeichner des Amazonas Sojabohnen Moratoriums kauft Bunge kein Soja aus dem Amazonasgebiet von Farmen, die nach 2008 durch Abholzung entstanden sind. Erschreckenderweise ist die schwarze Liste mittlerweile auf 176 Farmen angestiegen. Auch bei Soja ist tracability ein großes Thema.

Wie anfangs erwähnt, hat Bunge noch im ersten Jahr nach der Formangründung seinen Firmensitz ins Nachbarland verlegt. Diese Dynamik hat sich das Unternehmen erhalten, ständig werden irgendwo auf der Welt Abfüllanlage gebaut, Raffinerien eingeweiht, Joint Ventures mit Reedereien gegründet, Niederlassungen eröffnet oder Firmen irgendwo in der Lieferkette irgendwo in der Welt übernommen. 
 
Wie dem auch sei, auf dieser blauen Kugel flitzen immer mehr Menschen durch das Universum, die Nachfrage an Nahrungsmitteln wird weiter ansteigen. Die weltweit zur Verfügung stehende Produktionsfläche ist endlich, steigende Umweltverschmutzung und Klimawandel lassen vermuten, dass die Produktionsflächen langfristig geringer werden. Wer in diesem Markt gut vernetzt ist, wird langfristig eine Schlüsselrolle innehaben.

Bunge machte 2020 einen Umsatz von 41 Mrd $, die Dividendenrendite liegt bei etwa 2.1%. Bunge ist kein Startup mit explodierendem Umsatzwachtum sondern eher ein langsames und stetiges Einkommensvehikel. Ein Wert, der hoffentlich auch bei einem Abwertstrend an den Börsen nicht allzu stark unter die Räder kommen sollte.
 
Das verlinkte Google Spreadsheet für Depot und Einnahmen ist aktualisiert.