Sonntag, 13. März 2022

Schadensmeldung #01

Heute ist es an der Zeit, den ersten Schadensbericht zu erstellen. Die cash-flow-Maschine von affe70 hat einen nicht unerheblichen Schaden an einem ihrer der Bauteile bekommen, es geht um CDR.PRC (oder CDR-PC, je nach Datenprovider). Es handelt sich um die preferred shares von Cedar Realty Trust. 


1. Beschädigtes Teil: CDR.PRC

Bringen wir zunächst etwas Licht in das Wertpapier: Cedar Realty Trust ist ein REIT, der Laden beschreibt seine Geschäftsmodel mit "ownership, operation and redevelopment of grocery-anchored shopping centers in urban markets", wobei der regionale Schwerpunkt im Osten der USA liegt. Das Unternehmen firmiert als REIT, was vereinfacht gesagt bedeutet, dass es in den USA gewisse Steuervorteile auf Unternehmensebene genießt, im Gegenzug aber 90% der Gewinne an die Aktionäre ausschütten muss. Aktien von Cedar Realty Trust werden unter dem Kürzel CDR gehandelt.

Zur Finanzierung des kapitalintensiven Geschäftsmodells hat CDR im Jahr 2017 preferred shares ausgegeben. Es handelt es sich hier um die Serie C, daher der Name PRC oder PC. Diese preferred shares funktionieren wie Aktien, haben jedoch eine feste Dividende. In vorliegenden Fall liegt die Dividende bei 0.40625 USD im Quartal. Das macht 1.625 USD im Jahr und entspricht ziemlich genau 6.5% bezogen auf den Nennwert von 25 USD. Wenn man die Schulden der Firma ihrem Rang nach sortiert, dann stehen die preferred shares über den common shares, es muss also zuerst der Inhaber der preferred shares bedient werden, bevor dann der Inhaber der common share bedient wird. Auch bei der Dividende gilt: zuerst wird die Dividende der preferred shares ausbezahlt. Wenn dann noch Geld in der Kasse ist, dann kann eine Dividende an für common shares gezahlt werden, wobei doe Höhe der Dividende sowieso von dem Vorstand festgelegt wird. 
Die preferred CDR.PRC sind kumulativ, was bedeutet, dass nicht gezahlte Dividenden zu einem späteren Zeitpunkt ausgezahlt werden müssen. Wenn also aufgrund einer finanziellen Schieflage weder für die preferred shares noch für die common shares eine Dividendenzahlung erfolgt, dann müssen später zuerst alle ausgelassenen Dividenden der preferreds ausgezahlt werden, bevor der Inhaber der common shares auch nur einen Cent sieht. Daher werden preferred shares oft als weniger risikobehaftet angesehen.
Es gibt weitere Details, so können z.B. die preferred shares ab dem sogenannten call date von der ausgebenden Firma zum Nennwert (hier 25USD) zurückgekauft werden. Das ist wichtig, wenn das Papier an der Börse mit z.B. 27 USD gehandelt wird und dann kurzfristig eingezogen wird. Da macht man mit den 25USD, die man ausgezahlt bekommt, ein schlechtes Geschäft.
Abschließend sein noch erwähnt, dass es neben der Serie C (CRD.PRC) noch preferred shares der Serie B (CRD.PRB) gibt, hier liegt die Dividende bei 7.25%. Die Serie A (CRD.PRA) ist nach meinem Kenntnisstand bereits zurückgezahlt.

Und dann gibt es im Wertpapierprospekt weitere Klauseln, die affe70 sich nicht im Detail anschaut, weil dort Regelungen für verschiedene mögliche  und unmögliche Situationen beschrieben sind. Regelungen für Sonderfälle halt, an deren eintreten man beim Kauf des Papiers nicht denkt. Eine der Regelungen besagt, dass im Falle der Liquidation der Firma die preferred shares zum Nennwert zurückzuzahlen sind.

2. Schadensursache

Das Management von CDR hat am 02.03.2022 mitgeteilt, 33 Shopping Center an einen von DRA und KPR gemanagten Fund zu verkaufen und die restliche Firma an Wheeler Real Estate (WHLR) zu veräußern. WHLR ist dann alleiniger Besitzer von CDR, der Handel von CDR an der Börse wird eingestellt. Von dem Verkaufserlös sollen die Aktionäre der common shares 29 USD erhalten, was einen deftigen Aufschlag zum Börsenkurs des Vortags bedeutet.
Die Inhaber der common shares machen bei diesem Verkauf also einen guten Schnitt und wenn ich Inhaber sage, dann meine ich damit zunächst mal den Vorstand, dem ein Teil der common shares gehört. Wenn ich mich richtig erinnere, dann haben Insider im letzten halben Jahr Aktien von CMR dazugekauft.
Und die preferred shares? Da steht in der Pressemitteilung nur knapp, dass die ausstehenden preferreds CDR.PRB und CDR.PRC weiterhin unter den bekannten Kürzeln als preferred shares der Firma CRD an der Börse notiert werden.

Was da nicht steht: Auch wenn CRD.PRC weiterhin als preferred share von CRD an der Börse notiert sind, so ist doch CRD nun Eigentum von Wheeler (WHLR) und die preferred shares werden tatsächlich von WHLR bedient. 

Und jetzt schauen wir uns diese Firma Wheeler mal etwas näher an: WHLR hat auch über preferred shares Geld aufgenommen, die Papiere werden unter dem Kürzel WHLRP gehandelt. Auffällig ist, dass Wheeler seit September 2018 für seine kumulativen preferred shares keine Dividende mehr bezahlt hat. Die common shares WHLR von Wheeler haben seit Dezember 2017 keine Dividendenzahlung gesehen. Auch hier gilt, dass erst die ausstehenden Dividendenzahlungen der preferred shares erfolgen muss, bevor der Aktionär der common shares eine Dividende erhalten kann.

Es ist davon auszugehen, dass den preferreds von CRD das gleiche Schicksaal droht wie den preferreds von WHLR. Die Firma hat vermutlich überhaupt nicht vor, die preferreds jemals zu bedienen. Erstrecht nicht, eine reguläre Dividende zu zahlen. Der Vorstand bezieht sein Gehalt auch so. Und das Geld für sein operatives Geschäft hat er durch die preferreds ja längst bekommen.

3. Größe des Schadens

Im Depot liegen 100 Preferred shares CDR.PRC, die Papiere wurden für etwa 1760 € gekauft und haben im Quartal 36 € Dividende eingebracht. Die Dividendenzahlung wird vermutlich ausbleiben. Die Papiere selbst werden an der Börse mit etwa 9.77 USD gehandelt, der Börsenwert der 100 Stück liegt also bei rund 800 €.

4. Reparatur der cash-flow Maschine

Der Schaden ist angerichtet, ein sofortiger Verkauf der Papier an der Börse würde den Verlust realisieren. Wenn die Möglichkeit besteht, den Verkauf vor Gericht zu einer Liquidation erklären zu lassen um eine Auszahlung der preferred shares zum Nennwert von 25 USD zu erzwingen, dann wird sich dies im Aktienkurs widerspiegeln, da die Papiere in diesem Fall deutlich unterbewertet wären. Die Tatsache, dass der Kurs seit Tagen unter 10 USD steht, zeigt mir jedoch, dass es am Markt nicht viel Hoffnung gibt. Daher werde ich die Aktivitäten rund um das Thema zunächst beobachten und nicht überhastet handeln.
Abzuwarten ist auch, ob größere Geldhäuser, die CRD.PRC im Depot haben, sich gerichtlich wehren werden. So hat z.B:ishares einen ETF am Markt, der in CDR.PRC investiert ist. Allerding ist die Position so gering, dass die ihre Position abschreiben und der ETF im laufenden Quartal halt eine etwas geringere Rendite abwirft. Die Käufer des ETRFs haben dann zwar Pech, wissen es aber nicht.
Sollte der Kurs langfristig bei 10 USD stehen bleibt, dann werde ich die Papiere mit Verlust verkaufen und der Erlös in einen anderen Wert investieren.


Freitag, 4. März 2022

 

Kontostand 01.03.2022



Anfang März, Zeit für einen Kassensturz. Der aufgenommene Kredit von 61.500€ ist voll investiert. Auf den Kontoauszügen finden sich folgende Zahlen:

Wertpapierdepot:                    74.234 €
Einnahmen aus Dividenden:        454 €   (brutto)
Estateguru:                                   273 €
Einnahmen aus Zinsen:                   0 €   (brutto)

In Summe ergeben sich folgende Werte:
Depot:                                          74.234 €
zu versteuernde Einnahmen:            454 €

Für den Ratenkredit wurden 648 € (376 € aus Kredit 1 plus 272 € aus Kredit 2) abgebucht, darin sind 90 € Kreditzinsen enthalten, der Rest ist Tilgung.

Da ich die Tilgung als Sparrate für mein Prepaid-Depot betrachte, stehen auf der Ausgabenseite nur die Kreditzinsen. Bei 25% Kapitalertragssteuer zuzüglich Soli ergibt sich nach Steuer folgende Situation (gerundet):
Ausgaben:           90 €
Einnahmen:       335 €      (nach Steuer)
Gewinn:              244 €      (nach Steuer)
 
Die Einnahmen entsprechen den Erwartungen. 

Die Dividenden laufen stabil weiter, das Nachzählen der Einnahmen bereitet affe70 diesmal allerdings keine Freude. Die Welt, wie wir sie gestern noch als selbstverständlich angenommen haben, ist uns abhanden gekommen, keine 3 Flugstunden entfernt toben Krieg, Tod und so ziemlich alle vorstellbaren und unverstellbaren Formen des menschlichen Leids. 

Aber dies hier ist ein Finanzblog, sprechen wir also über die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf unsere Wirtschaft. Denn die werden gigantisch sein. Das fängt beim Euro an, der zunächst an Wert verlieren wird. In Europa tauchen neue Schulden auf, die Inflation wird allein durch die Energiekosten in neue Höhen getrieben und aus Rücksicht auf die Wirtschaft wird sich eine Zinserhöhung niemand vorzuschlagen wagen. 
Was genau für Auswirkungen auf uns zukommen werden, das weiß natürlich niemand. Aber auch langfristig wird sich einiges ändern: unter unser aller Augen haben wir in den letzten Jahren Vieles aus der Hand gegeben: fossile Energien liefert hauptsächlich der Partner, der über Nacht zu persona non grata erklärt wurde. Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke wollten wir ja nicht mehr haben. Und jetzt stehen wir da.

Was genau für Auswirkungen auf uns zukommen werden, das weiß natürlich niemand. Das dieser Tage vielzitierte Ende der Globalisierung ist jedoch grober Unfug, denn eine Globalisierung hat es nie gegeben. Lediglich die Konsumgewohnheiten und die Gier der Reichen haben sich weltweit angeglichen (aber vielleicht war das ja immer mit Globalisierung gemeint und ich habe es falsch verstanden). Ich gehe davon aus, dass sich Warenströme langfristig ändern werden und alle Beteiligten (Staaten und Firmen) wieder mehr darauf achten werden, Abhängigkeiten zu vermeiden. Der Autohersteller, dessen Werk still steht weil ein Kabelbaum von einem ukrainischen Lieferanten fehlt, wird kurzfristig Ersatz finden, auch wenn das die Marge drückt. Staaten die Erdöl oder Erdgas aus Russland importieren, werden am Weltmarkt ebenfalls kurzfristig Ersatz finden, wenngleich zu horrenden Preisen (meine Definition für "horrende Preise" lautet entweder "viel Geld bezahlen" oder aber "mit Leuten reden müssen, mit denen man nicht reden möchte"). Staaten, die Getreide aus der Ukraine einführen, stehen jedoch vor einem weitaus größeren Problem. Es ist halt nicht alles in unbegrenzten Mengen auf diesem Planeten verfügbar. 

Was genau für Auswirkungen auf uns zukommen weiß natürlich niemand (die Talkshows werden trotzdem voll sein). Aber mal ehrlich: um den Einfluss eines Parameters in einem komplizierten nichtlinearen System herauszufinden gibt es nur eine Möglichkeit: man guck, was passiert, wenn der Parameter herausgenommen wird. Und siehe da: die Ukraine hat offensichtlich noch etwas ganz anderes exportiert, was für unseren bequemen Lebensstil in Deutschland erforderlich ist: Lkw-Fahrer, die als Arbeitssklaven der Moderne wochenlang in ihrem Fahrerhaus leben und Produkte aus den Billiglohngebieten in die Wohlstandsgebiete fahren. Wie zum Beispiel den Kabelbaum aus der Ukraine an das Montage-Band nach Deutschland. 

Was genau für Auswirkungen auf uns zukommen werden, das weiß natürlich niemand, aber ich gehe mal davon aus, dass es uns Geld und Wohlstand kosten wird. Die Kosten eines Krieges tragen selten die Menschen, die ihn begonnen haben. Meistens zahlen andere den Preis. Und angesichts des Leids nur drei Flugstunden von uns entfernt erscheint mir die Sorge vor einem kleinen bisschen Wohlstandsverlust unangemessen.    

Das verlinkte Google Spreadsheet für Depot und Einnahmen ist aktualisiert.