Sonntag, 19. September 2021

 

Kontostand 01.09.2021



Anfang September, Zeit für einen Kassensturz. Der aufgenommene Kredit von 61.500€ ist voll investiert. Auf den Kontoauszügen finden sich folgende Zahlen:

Wertpapierdepot:                    72.020 €
Einnahmen aus Dividenden:     399 €   (brutto)
Estateguru:                                  480 €
Einnahmen aus Zinsen:                 5 €   (brutto)

In Summe ergeben sich folgende Werte:
Depot:                                         72.500 €
zu versteuernde Einnahmen:       404 €

Für den Ratenkredit wurden 648 € (376 € aus Kredit 1 plus 272 € aus Kredit 2) abgebucht, darin sind 96 € Kreditzinsen enthalten, der Rest ist Tilgung.

Da ich die Tilgung als Sparrate für mein Prepaid-Depot betrachte, stehen auf der Ausgabenseite nur die Kreditzinsen. Bei 25% Kapitalertragssteuer zuzüglich Soli ergibt sich nach Steuer folgende Situation (gerundet):
Ausgaben:           96 €
Einnahmen:       297 €      (nach Steuer)
Gewinn:              201 €      (nach Steuer)
 
 
Die kreditfinanzierte Cashflow-Maschine läuft weiter stabil. Mit der Wiederanlage der angefallenen Dividenden hat sich affe70 schwer getan, da die Zinsen niedrig, die Bewertungen hoch und die Inflationssorgen langfristig groß sind. Was tun?
Am Ende hat affe70 beschlossen, mit dem zugeflossenen Geld eine neue Position aufzubauen: ONEOK (Börsenkürzel: OKE). ONEOK ist ein in Oklahoma ansässiges Unternehmen, das sein Geschäftsmodell mit "gathering, processing, storage and transportation of natural gas in the US" beschreibt. Also ein Unternehmen aus dem Bereich Midstream, wenngleich nicht im Ölbusiness, sondern im Gasgeschäft.

OKE besitzt ein 40.000 Meilen langes Pipelinesystem und ist in den Märkten Rocky Mountain, Mid-Continent und im Permian Baisin aktiv. 
Wer mehr über die drei Geschäftsbereich von ONEOK wissen möchte, wird auf deren Webseite fündig. Den drei Geschäftsbereichen ist aber eines gemein, denn Verarbeitung, Lagerung und Transport von Gas und NGL (Natural Gas Liquids) erfolgt zu etwa 90% auf Basis von festen Gebühren oder Durchleitungsgebühren. Damit ist ONEOK vom Gaspreise recht unabhängig: das ist mit dem Panama-Kanal vergleichbar, der für die Durchfahrt eine feste Gebühr verlangt. Der Marktwert der transportierte Ware ist nicht das Problem des Kanalbetreibers. Die Sorge des Kanalbetreibers gilt eher der Finanzkraft der Firmen, die etwas durchleiten möchten: die müssen genug Geld haben, um sich die Passage leisten zu können.

Das führt uns zu der Frage, wie sich der Gasverbrauch Nordamerikas in den nächsten Jahren entwickeln wird. Das weiß natürlich niemand, aber ein Blick auf die Stromerzeugung in den USA zeigt, dass im Jahr 2020 40% des Stroms aus Gas erzeugt wurde. Erneuerbare Energien und Kernenergie liegen bei 20% und Kohleverstromung bei 19%. 
Die Verwendung von Kohle ist wegen der schlechten CO2-Bilanz verpönt, daher ist hier in den nächsten Jahren mit einem Rückgang zu rechnen - was neu ist, denn früher wurden Kohle und Gas gegeneinander ausgespielt, indem man vermehrt das verbraucht hat, was billig zu haben ist. Aber jetzt, wo der Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung nur noch von wenigen Klimawandel-Leugnern forciert wird (ja, Polen und Australien, ich rede von Euch!), wird der Anteil von Kohle sinken. 
Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass der Stromverbrauch zunehmen wird. Wir in der EU haben jahrelang am Verbrauch unserer Glühbirnen gefeilt. Und jetzt? Jetzt heißt es Leuchtmittel, kostet das Zehnfache und verbraucht tatsächlich weniger Strom, gleichzeitig erwägt affe70 die Anschaffung einer Klimaanlage und an jeder Straßenecke steht plötzlich ein Elektroauto. Das Elektroauto wiederum fährt emissionsfrei, auch wenn der Strom aus Kohlekraftwerken stammt. Das verstehen vermutlich nur die Politiker, die beim Schrottwichteln am 26. September zur Wahl stehen. Aber ich schweife ab.
Was ich sagen will: Erdgas wird einen größeren Anteil an der Erzeugung des steigenden Strombedarf haben. Oder kurz: der Verbrauch von Erdgas wird weiter ansteigen.

Das könnte man auch von den erneuerbaren Energien sagen, aber dort gibt es für den Investor deutlich weniger Rendite bei mehr Risiko.

Aber zurück zu ONEOK: 10 bcf (10 billion cubic feet  - Obacht bei der Übersetzung, das müssten auf Deutsch 10 Milliarden Kubikfuß sein) Gas rauschen täglich durch deren Anlagen, das sind 10% der US-amerikanischen Gasproduktion. Neben der Stromerzeugung wird Gas auch zum Heizen und Kochen verwendet und verflüssigtes Gas ist ein Rohstoff, der in der chemischen Industrie für die Herstellung zahlreicher Produkte verwendet wird. Die Markteintrittsbarieren sind hoch, Genehmigungsverfahren langwierig, was dem etablierten Betreiber ein sicheres Geschäft beschert.

Interessant ist ONEOK auch vor dem Hintergrund einer ansteigenden Inflation: wie oben erwähnt, ist das Geschäft zu 90% fee-based, es basiert also auf Gebühren. Diese Gebühren sind nicht fix sondern über zwei Ecken an die Inflation gekoppelt. Das unterscheidet den Midstream-Sektor vom Upstream-Sektor: Wer eine Öl- oder Gasquelle besitzt, der bekommt zwar für den geförderten Rohstoff bei steigender Inflation immer mehr Geld. Die Kosten für Bagger, Förderanlagen und Mitarbeiter steigen aber auch. Dem Midstream-Sektor wird gerne unterstellt, seine Mehrkosten im Umfeld einer Inflation weiterreichen und seine Margen halten zu können. Ob das stimmt, wird affe70 jetzt mal ausprobieren.

ONEOK ist über alle gängigen Broker handelbar, wer nicht in New York kaufen will, der kann dies unter der WKN 911060 in Deutschland tun. Die Dividendenrendite liegt bei 7.13%.

Dann wurden im August noch die preferred shares von Gladstone für 25$ pro Stück zurückgezahlt. Die Position ist somit aus dem Depot verschwunden, das Geld wurde auf bestehende Positionen verteilt. 

Das verlinkte Google Spreadsheet für Depot und Einnahmen ist aktualisiert.



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