Sonntag, 23. Februar 2020

Gedanken zum Thema Risiko

Im Bereich der technischen Entwicklung werden Risiken quantifiziert, indem man Sicherheiten ermittelt und Ausfallrisiken berechnet, um so mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Schäden zu vermeiden. Im Bereich der Wertpapieranlage ist die Ermittlung von Risiken und Sicherheiten nicht ganz so einfach, was an dem schwer vorhersehbaren Verlauf von Weltwirtschaft, Börse und Devisenkursen liegt. Nur mal so am Rande: als affe70 noch jung war und hin und wieder die Telebörse geschaut hat, dann wurde dort von Witwenpapieren gesprochen. Gemeint waren Anlagen, die man für die Ewigkeit halten kann, um über den Ertrag die Familie abzusichern. Heute muss festgestellt werden, dass es einige dieser Firmen nicht mehr gibt. Was lernen wir daraus: die Börse ist nicht vorhersehbar. Was die Zukunft betrifft stimmt affe70 Victor Hugo zu: sie ist für die Furchtsamen das Unbekannte und für die Mutigen die Chance.



Zurück zum Risiko: da mir ein mathematischer Zugang schwer fällt, gehe ich pragmatisch vor und falle zurück auf die Leitfrage: Welche Risiken gibt es und wie gehe ich damit um? Fangen wir bei dem Kredit an. Bei der K-Frage waren für affe70 folgende Überlegungen wichtig: die Kreditsumme muss vom Volumen so gewählt werden, dass die monatlichen Raten (die auch im Falle eines Totalverlustes aller Anlagen andauern) affe70 nicht ruinieren. Mehr noch: das Volumen muss so gewählt werden, dass affe70 in den nächsten Jahren die Möglichkeit hat, nachzuladen und einen weiteren Kredit aufzunehmen. Dann allerdings mit reduzierter Laufzeit (alle Kredite sollen 2030 enden) und somit ggf. höherer monatlicher Rate.
Bei dem eingegangenen Kredit hat affe70 die Möglichkeit, durch Sondertilgungen den Kredit bis auf einen Restbetrag von 1€ zu tilgen. Das ist nicht ernsthaft angestrebt, aber als Notausgang wichtig für unvorhersehbare Konstellationen wie z.B. dem Verlust des Arbeitsplatzes, einer schweren Krankheit oder, wie Freunde angesichts dieses Projektes fürchten: einem längeren Knastaufenthalt. Wie dem auch sei, wenn eine Notlage eintritt, dann kann affe70 das Depot verkaufen, die eventuellen Verlust ausgleichen / Gewinn einstreichen und das Projekt binnen weniger Tage beenden. Nicht angestrebt, aber möglich.
Der Kredit an sich hat mehr Sicherheiten als Risiken: der Zinssatz ist nicht an irgendetwas gekoppelt sondern über die Laufzeit fest. Der Kreditgeber ist eine deutsche Bank - bei Banken aus fernen Ländern hat affe70 die Sorge, dass ihm eines Tages in einem anderen fernen Land die Einreise verweigert wird, weil er Geschäftsbeziehungen mit dem ersten fernen Land unterhält. Kann man so etwas ausschließen? Nein.

Auch für die Anlage des Fremdkapitals gilt: Welche Risiken gibt es und wie gehe ich damit um? Doch bevor wir auf die Investments zu sprechen kommen, ist ein anderes Problem zu beleuchten. Da der Kredit mit einem Schlag ausgezahlt wird, muss affe70 das Geld auf einen Schlag anlegen. Das birgt natürlich ein sehr hohes Risiko, da nicht auszuschließen ist, dass affe70 den vollen Betrag auf einem Allzeithoch in den Markt pumpt. Das gilt für für Fremdwährung und Einstandskurs der Wertpapiere gleichermaßen. Der Sparplanaffe, der monatlich investiert, kommt in den Genuss des Durchschnittskosteneffektes, wodurch ein Kauf beim historischen Höchstkurs ausgeschlossen ist. Durch den Einmalkauf am Stichtag der Auszahlung des Kredits ist affe70 ein nicht unerhebliches Risiko eingegangen. Dieses Risiko lässt sich in diesem Projekt nicht eleminieren, damit muss man umgehen. Im schlimmsten Fall erleidet affe70 drei Monate nach Einstieg einen heftigen Kursverlust, muss sich durchschütteln, das Fell abstauben und weitermachen - im Zweifel mit einem weiteren Kredit. Bei der Frage nach der Obergrenze für die Kreditsumme, die affe70 bereit ist einzugehen, hat affe70 für sich einen deutlich höheren Betrag festgelegt als beantragt. Der in Anspruch genommene Kredit ist so gesehen eine erste Tranche. Aber das mildert das Risiko nur etwas, schlimmstenfalls wird affe70 dieses Schicksal auch mit dem Folgekredit ereilen.
Eine Absicherung dieses Risikos über entsprechende Derivate kommt bei in diesem Projekt aber nicht in Frage. Zu teuer.
Fazit: Hier liegt ein nicht unerhebliches Risiko. Dieses Risiko bleibt bestehen und wird in den folgenden Abschnitt weitergereicht, um dort nochmal aufgegriffen zu werden.

Auch bei der Auswahl der Wertpapiere und Anlageformen stellt sich die Frage: welche Risiken gibt es und wie gehe ich damit um? Es ist davon auszugehen, dass die Papiere im Depot im Falle eines Crashs an Wert verlieren. Welche Werte wieviel, das hängt von der Beschaffenheit der kommenden Kurseinbrüche ab. Ich gehe davon aus, dass die kommende Kurskorrektur sich wieder mal von den vergangenen deutlich unterscheidet, denn selten kommt die Katastrophe genau so, wie es die Katastropenpropheten vorhergesagt hatten (vor drei Monaten war Corona für affe70 noch eine Biermarke).
Ich seinem Affenprivatdepot verfolgt affe70 seit langem eine Dividendenstrategie. Mit dieser Strategie lassen sich kleinere Kriesen einfach aussitzen, da der Kurswert des Wertpapieres zwar einbricht, das Unternehmen aber weiterhin funktioniert und fortbesteht. Nur halt nach einhelliger Meinung der Marktteilnehmer heute weniger Wert ist als gestern, was aber egal ist, wenn man seinen Blick auf die monatlichen Einnahmen richtet, statt auf den Wert des Depots zu schauen. In einem Finanzblog habe ich mal gelesen, dass der Besitzer eines Eigenheims ja auch nicht täglich ein Wertgutachten erstellen lässt und aufgeregt rumrennt, wenn die Hütte plötzlich 5% weniger Wert zu sein scheint.
Fazit: Bei einer geeigneten Auswahl der Wertpapiere kann das Risiko eines Totalverlustes deutlich reduziert werden, es kann lediglich passieren, dass die Dividende in Kriesenzeiten reduziert oder ausgesetzt wird, aber das bringt affe70 langfristig nicht um. Daher investiert affe70 gerne in REITs, Infrastrukturwerte oder auch Preferred Shares. Oder auch MLPs, die im Bereich der Erdölversorgung tätig sind und von affe70 der Infrastruktur zugerechnet werden. Nicht falsch verstehen: das Risiko derartiger Wertpapiere ist alles andere als Null, es ist sogar enorm. Es ist nur so, dass affe70 meint, diese Risiken eingehen zu können.

Die Tücke des Marktes liegt jedoch daran, dass das Risiko einer Anlageform über den Kurswert von den Marktteilnehmerntäglich neu ausgehandelt wird. Und auch wenn sich die Bewertung der Marktteilnehmer mit der Zeit ändern mag, so ist mit nach Ansicht des Marktes als risikoarm eingestuften Papieren keine Rendite zu erwirtschaften, die geeignet ist, den Kreditzins auszuperformen. Damit stellen die oben genannten Wertpapiere (Preferred Shares, Infrastruktur, ...) nur das konservative Backbone des Depots dar. Zur Steigerung der monatlichen Einnahmen muss affe70 das Risiko erhöhen, anders geht es nicht. Und so kommt es dazu, dass sich im Depot Papiere finden, die über ein deutlich höheres Risiko verfügen. An dieser Stelle hilf nur die gute alte Diversifikation: nicht alle Bananen in ein Körbchen legen. Und so kommt es zu dem wilden Strauß von Wertpapieren im Depot.

Das Risiko einer Einmalanlage gilt auch für den Kurs der Fremdwährungen. Nicht auszuschließen, dass der Dollar zum historischen Höchstkurs gekauft wurde. Das Risiko ist aus Sicht von affe70 jedoch zu vernachlässigen. Bei USD und CAN lauert die Gefahr eher in einem schleichenden Verlust, der dazu führt, dass in 10 Jahren der Dollar nichts mehr wert ist. Dieses Risiko bleibt. Demgegenüber steht aber auch die Chance, dass der Dollar im Wert steigt und eine zusätzliche Rendite generiert. Und außerdem: wenn abhängig von einer fremden Währung, dann lieber von nordamerikanischen Währungen.

Ein weiterer Baustein zur Reduzierung des Risikos stellen die vielen Sammelanlagen dar, wie z.B. bei dem CEF im Bereich BDC: Wenn affe70 einen Wert wie MAIN oder ARCC kauft, dann ist er neben dem Risiko der Anlageklasse BDC zusätzlich das Risiko eingegangen, von den Geschicken des Managements dieser konkreten Firma abhängig zu sein. Das globale Risiko wird nochmal dadurch erhöht, dass beide Werte im Affenprivatdepot bereits vorhanden sind. Durch den Kauf eines CEFs wird das Geld in eine Vielzahl von Firmen dieses Sektors aufgeteilt, was das Klumpenrisiko reduziert.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zu dem Investment bei estateguru.co: Um das Risiko der Einmalanlage etwas zu reduzieren, soll ein Teil des Kredites hochverzinst und risikoarm irgendwo geparkt werden. Der schlaue Affe legt sich eine Banane für schlechte Zeiten zurück. Wie risikoarm diese Banane angelegt ist oder besser: wieviel er von seiner Banane eines Tages zurückerhalten wird, sehen wir dann.

Zum Schluss noch ein Zitat von George Bernard Shaw: "Alte Affen sind gefährlich; sie haben keine Angst vor der Zukunft." Oder so ähnlich.

tl;dr
Mit dem richtigen Kreditvolumen lässt sich das Risiko auf einen Betag reduzieren, der affe70 bei Eintreten eines Totalverlustes nicht komplett ruiniert. Was bleibt ist das Risiko der Einmalanlage, einem schleichenden Währungsverfall und einem Fehlgriff bei der Wahl eines Wertpapieres. Aber ohne Risiko keine Ertrag.




1 Kommentar:

  1. War wohl nix. Wann wird die zweite Kredittranche nachgeschossen?

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